Was heißt "Best Practice" im Kontext von Projekten?
Erlaubt ist, was erfolgreich ist, aber was erfolgreich ist situationsspezifisch zu entscheiden.
Hintergrund zur Best Practice Sichtweise
"Best Practice" ist eine Erfolgsmethode, die lediglich als eine unverbindliche Empfehlung, wie in einem bestimmten Fall vorzugehen ist, zu verstehen ist. Sie ist somit flexibler als ein Standard: Bei geänderten Anforderungen oder Bedingungen kann mitunter eine andere Vorgehensweise erfolgversprechender sein. Ändern sich die Anforderungen permanent, so sollte die Bewertung revidiert werden. (Wikipedia).
Prince2 ist der vom britischen Office of Governance Commerce (OGC) herausgegebene Projektmanagementstandard, der sowohl als eine prozessorientierte Sichtweise beinhaltet, aber auch auf einem Best Practice-Ansatz basiert.
Beiträge auf openPM mit einer Best Practice Sicht auf Projekte?
Dr. Klaus-L. Schiff-Stilbauer: Meine Projektmanagement-Philosophie
Erfahrungsbericht von Christian Botta über Aus Rot mach Grün
Comments:
Moin, an dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass fast alle PM Methodiken den Best Practice Ansatz beinhalten. Denn keine Methode geht von bedingungsloser Umsetzung aus, sondern von der Anpassung der Methode auf das Umfeld (Organisatorisch, kulturell, Aufgabe und Erfahrung). Daher ist Best Practice auch in PMI und vergleichbaren Methodiken unabdingbarer Inhalt! CU Jens
Posted by jgersdorff at 26. Mär 2012 12:59
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Hallo Jens, valider Punkt. Gruß Bernhard
Posted by bschloss at 31. Mär 2012 19:56
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Zu 'Best Practice' im Zusammenhang mit Projekt Management habe ich eine zusätzliche Sichtweise. Entscheidet sich ein Unternehmen für die Anwendung einer bestimmten Projekt Management Methodik bedarf es einer Anpassung an die spezifischen Anforderungen des Unternehmens. Mit dem Erstellen einer Projekt Management Methodologie ist es in der Praxis in den meisten Fällen jedoch noch nicht getan. Mitarbeitende müssen angeleitet werden, wie diese Methodologie in der Praxis angewendet und genutzt wird. Auch Erwachsene lernen am besten von Beispielen. Diese besten Beispiele stellen die 'Best Practice' in einem Unternehmen dar. Eine 'Best Practice' ist zum Beispiel ein mustergültiger Projekt Management Plan aus einem aktuellen Projekt. Oder eine konkrete, echte Projekt Risiko Analyse. Diese 'Best Practice' sind auch das Optimierungsobjekt, wenn periodisch die Projektabschlussberichte ausgewertet werden, um die Projekt Management Prozesse zu verbessern. Man könnte damit sagen 'Best Practice' = die besten Beispiele, um noch besser zu werden.
Posted by hans-ueli at 19. Jul 2012 15:22
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Ich denke, dass man hier unterscheiden muss zwischen "Best Practice" im Kontext von Projekten im allgemeinen und "Best Practice" im Kontext von Projektmanagementmethoden. Bei ersterem wird aus den Erfahrungen vergangener Projekte aus dem eigenen Unternehmen das weiterverwendet was gut geklappt hat und das überarbeitet, was weniger gut funktioniert hat. Im Unterschied dazu betrifft eine "Best Practice" im Kontext von Projektmanagementmethoden den Umstand, dass die Guides wie z.B. die ICB, das PRINCE2 Handbuch oder der PMBoK Guide von Zeit zu Zeit einem Review unterzogen werden und die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren im Umgang mit der Methode in eine neue Version fließen. Gruß Bernhard
Posted by bernhard.armbruster at 29. Okt 2012 21:39
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Psychologen haben für Best Practice einen besseren Ausdruck: "Frequency Gambling" oder "Similarity Matching". Das sind Heuristiken unseres Gehirns. Sie sind einige zig Tausend Jahre alt und heute nicht mehr über jeden Verdacht erhaben. Im Kontext von Projekten bin ich gegenüber Best Practices (BP) äusserst skeptisch. Ein Projekt ist definitionsgemäss erst- und einmalig. Da gibt es keine Best Practices, zumindest nicht bezüglich Projektmanagementmethoden. Bernhard Armbruster hat richtig darauf hingewiesen, dass man präzisieren muss, ob BP auf Methoden oder auf das Projekt schlechthin angewendet werden soll. Im Kontext mit dem Projekt würde ich es lieber Lessons Learned nennen. Es geht darum zu analysieren, wie es zu Verzögerungen und Kostenüberschreitungen gekommen ist und was man verbessern kann. Karl Weick nennt es in "Das Unerwartete managen" Aufmerksamkeit gegenüber Fehlern. Im Kontext mit Projektmanagementmethoden taugen meines Erachtens Best Practices wenig. Ungewissheit und Unvorhergesehenes lassen sich nicht planen und mit Methoden aushebeln. Die sogenannten best methods/practices gehen immer noch davon aus, dass ein Projekt "abgearbeitet" werden muss. Aber ein komplexes erstmaliges System kann man nicht einfach bauen, indem man eine Work Breakdown Structure abarbeitet. Vielmehr ist ein Projekt ein Lernprozess, und es geht darum, den Projektgegenstand zu begreifen, zu verstehen und zu erlernen. Lernen ist individuell. Die Einen lernen z.B. eher auditiv, die anderen visuell, einige vielleicht sogar haptisch/taktil. Ich möchte eigentlich keine PMI- oder IPMA-Empfehlungen und -Methoden, die mir sagen, wie wir in unserem Projekt zu lernen haben, und das dann noch zertifizieren können. Schreckliche Vision! Aber klar, als PM sollte man schon etwas von Group Learning, CSCL, Social Learning, Knowledge Management oder Double Loop Learning verstehen, um nur einige Grundlagen zu nennen.
Posted by addor at 12. Jul 2013 16:21
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Sehr interessante Diskussion! Gibt es nicht trotzdem bei erfahrenen Projektarbeitern die eine oder andere "Best Practice" oder Lesson Learned im Sinne von Erfahrungswerten? Für sich ist jedes Projekt sicher im gewissen Sinne einzigartig, aber in der Gesamtheit aller Projekte gibt es doch gewisse Parallelen, bzw. Muster. Und es gibt für vieles ein erstes Mal. Wenn ich das erste Mal mit externen Dienstleistern oder im Outsourcing-Bereich/Offshoring zu tun habe, gibt es bestimmt Worst Practices, und dann auch Best Practices? Wenn ich mich in die Rolle des Lernenden versetze, des noch nicht so erfahrenen Projektarbeiters, dann bin ich doch über Erfahrungswerte der "Meister" froh. Und ich glaube viele Projekte werden nicht nach PMI oder einem anderen Standard stringent durchgeführt?
Posted by fogbird at 16. Jul 2013 18:23
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Doch, Lessons Learned gibt es zuhauff. Aber die sind sehr projekt-, personen- und unternehmensspezifisch. Wenn ich gewisse Muster erkenne, dann kann ich sie meistens mit Senges Archetypen formulieren (z.B. http://www.anchor.ch/cms/front_content.php?idart=57&ref=67). Die sind sehr hilfreich im Zusammenhang mit Lessons Learned in Projekten. Klar gibt es Erfahrungswerte. Aber die sind meist wenig hilfreich. Die Probleme fangen ja an, wenn Unerwartetes passiert. Das ist ausserhalb jeder Erfahrung, wie ich gezeigt habe: http://www.anchor.ch/wordpress/denkmuster/und-taglich-grusst-das-murmeltier
Posted by addor at 16. Jul 2013 18:58
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http://fuehrung-erfahren.de/2013/07/modernes-projektmanagement-im-interview-bei-ununi-tv/ Das Interview mit dem Kollegen Marcus Raitner ist in diesem Zusammenhang sehr zu empfehlen.
Posted by tural at 17. Jul 2013 15:49
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