Fragestellung

Wir beschäftigen uns unter anderem auf PM Camps – und insbesondere auf dem PM Camp 2014 – viel über die beste Form der Zusammenarbeit in Projekten. Täglich finden wir uns aber in Unternehmen und Strukturen (und mit Menschen) wieder, die gemessen an unserem Anspruch und an dem was wir für gut und richtig halten gelinde gesagt suboptimal sind. Dennoch glaube ich, dass es ein richtiges Leben im Falschen gibt. 

Marcus Raitner: " Wir haben ein Gefühl dafür, was vorne sein könnte."

Die Welt ist nur nicht so idealtypisch, wie wir sie uns gerne vorstellen.

Wie findet ihr ein richtiges Leben im falschen?

Sessionformat

Brainstorming

Beispiel

Hierarische Kommunikation vs. offener Projektkommunikation

  • Wie soll man sich verhalten, wenn Abstimungs- ud Authorisierungspraktiken aus der hierarischen Linienorgansiation in ein Projekt getragen werden und eine offene Projektkommunikation unterwandern?
  • Liefert man einen Meilensteinplan, auch wenn das Projekt nicht über Meilensteine gesteuert wird, nur weil es von außen gefordert wird?

Ergebnis

Einflussfaktoren

  • Abstoßungsreaktion des Systems gegen "Störenfriede".
  • Wollen die Mitarbeiter überhaupt "beglückt" werden mit dem richtigen Leben?
    • Die Mitarbeiter gelangen in einen Konflikt zwischen richtigem Leben im Projekt im falschen in der Linie
    • Stephan List: Nicht der Oma, die gar nicht über die Straße will, über die Straße helfen

Ideen zum Umgang mit dem Konflikt des richtigem im falschen Leben

  • Befriedigung "falscher" Anforderungen, um anschließend wieder das "richtige" Leben weiter leben zu können 
  • Klare Abgrenzung (Zitat: "Auf meine Wiese kackt mir keiner!")
  • Schnittstellenbetrachtung
  • Überzeugen durch gute Ergebnisse; schnell gute Ergebnisse liefern.
  • Offen auf Probleme hinweisen (Sorgfaltspflicht)
  • Das bestmögliche versuchen.
  • Seine No-Gos kennen und dazu stehen.
  • Aufrütteln durch konstruktive Reibung.
  • Auf seine Körpersignale hören und im Einklang damit handeln (siehe Keynote von Melanie Kaiser)
  • Verbündete suchen.
  • Das falschen Leben nicht künstlich verlängern durch das Bemühen um ein richtiges (Leave it.)
  • Das richtige Leben im Falschen (Regelbruch) sichert mitunter nachhaltige Ergebnisse
  • Anpassung
  • Thilo Niewöhner: Es ist wichtig zu wissen, daß man mit dem "richtigen Leben" zwar ein Einzelkämpfer, aber nicht alleine ist.
    Speziell aktuelle Matrixorganisationen weisen sich durch eine Vielzahl voneinander unabhängiger Guerilla-Keimzellen aus, die im Hintergrund die Fassade des "Falschen Lebens" aufrechterhalten.
  • Seinen Korridor herausfinden. Sprich, was sind meine Möglichkeiten im "Falschen". Und dann diesen Slot mit den eigenen Ideen ("Richtig") umsetzen.

 

 

Die Kunst ist es also gerade genug neue Ideen ins Unternehmen zu tragen, um eine konstruktive Reibung mit dem Status quo zu ermöglichen. Wenn das gegeben ist, habe ich kein Problem, geduldig für das richtige Leben im falschen zu kämpfen getreu dem Leitspruch von Götz Werner:

„Beharrlich im Bemühen, bescheiden in der Erfolgserwartung.“
Götz W. Werner

Attachments:

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Comments:

Die eigentliche Frage ist für mich immer, wie lange passe ich mich an, um Veränderungen noch erfolgreich anzuschieben, und wann ist der Zeitpunkt erreicht, das System zu verlassen, weil das Bemühen vergebens sein wird.

Posted by rainwebs at 27. Nov 2014 14:21

Ich denke, diese Frage hängt stark vom eigenen Charakter und der daraus resultierenden Langzeit-Motivation ab. Auch die Schwelle, ab der eine Organisation (bzw. deren Mitglieder) eine Veränderung akzeptieren, spielt dort hinein.

Für mich war auch ein wichtiger Faktor die Anzahl der erkannten "Zellen": Wußte ich, daß andere (egal ob Einzelne oder Teams) dasselbe Ansinnen haben, und habe ich es dann noch geschafft, dann kam der "Leave It"-Punkt relativ spät. Umgekehrt hat mich die sich einstellende Resignation der anderen meist darin bestärkt, eine Entscheidung zu treffen (zumindest in der Retrospektive) 

Posted by tniewoehner at 28. Nov 2014 13:13

Das ist exakt die Frage. Einerseits braucht ein System ja auch Störimpulse um sich weiterzuentwickeln (aber muss das unbedingt ich sein und muss unbedingt ich mich dabei aufreiben?) andererseits zeigt jedes System bei solchen Impulsen auch eine Abwehrreaktion.

Posted by mraitner at 29. Nov 2014 10:00