Als Schlussession des ersten Tages, am PM Camps 2014 in Zürich, führte Peter Addor ein Experiment zum Erleben von Ungewissheit durch. Das Experiment bestand aus dem Spiel "Group Juggle", das Willy Christian Kritz in seinem Buch "Lernziel: Systemkompetenz" gut beschrieben hat (klicke darauf, um den Ablauf zu lesen).
Neben der Systemkompetenz, die durch dieses Spiel erhöht werden sollte, konnte Ungewissheit auf vier Ebenen erlebt werden:
- Ungewissheit, ob das Spiel fortgesetzt werden kann oder unterbrochen wird
- Ungewissheit, ob sich genügend Teilnehmer für eine solche Übung finden lassen (12 - 25)
- Ungewissheit über die Zeiteinteilung
- Ungewissheit, ob die Botschaft der Übung verstanden wird und in die aktuelle Projektsituation der einzelnen Teilnehmern transformiert werden kann
Die Übung wurde mit der Lieferkette von Tasks in einem Projekt verglichen, in dessen Verlauf die einzelnen Projektmitarbeiter Tasks weitergeben, z.B. bringt der Handlanger die Backsteine zum Maurer, der sie verbaut und danach dem Gipser übergibt, der die Mauern verputzt, etc. Gelingt die Übergabe der Tasks nicht, z.B. wegen Kommunikations- oder Spezifizierungsschwierigkeiten, dann können sie sich in der Lieferkette aufstauen, so dass sich das ganze Projekt verzögert.
Die Dynamik des Spiels erweist sich als Archetypus "Grenzen des Wachstums", mit einer Overshoot and Collapse Entwicklung: Je mehr Bälle ins Spiel kommen, desto mehr werden auch gespielt, aber ab einer bestimmten Anzahl nimmt die Anzahl der gespielten Bälle wieder ab, weil sich die Spielenden selber überfordern und dadurch Fehler machen. Das kann im Extremfall bis zum endgültigen Kollaps gehen, wo kurzfristig kein Ball mehr gespielt wird und alle Spieler den fallen gelassenen Bällen nachrennen.
Nachdem die Gruppe Verbesserungsvorschläge diskutiert hat, wurde das Spiel wiederholt. Zu Beginn wurden mehr oder weniger ernsthafte Absprachen getroffen. Dann zeigte es sich, dass die Aufgabe in der Tat besser und sogar mit einer grossen Portion Lust durchgespielt werden konnte.