In Projekten kommt es immer wieder zu Konflikten in der Art des Gefangenendilemmas. Insbesondere in der Angebotsphase ist es eine typische Situation, wenn alle Anbieter einander immer wieder unterbieten. Ein Muster, das durchbrochen werden sollte. Nur, wie ist das möglich? Nicht einmal Absprachen helfen, denn wenn einer die Absprachen bricht, steht er besser da, als diejenigen, die sich daran halten.
Diese Situation nennt sich „Gefangenendilemma“.
Am Freitag bot ich eine Session an, in der wir ein wiederholtes Gefangenendilemma spielten.
Dabei erweitere ich das Gefangenendilemma auf eine Mehrparteienversion. Hier ist die Spielanleitung, die jede teilnehmende Person erhielt. Es nahmen ungefähr 20 Personen teil.
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Ziel: Das Ziel des Spiels ist es, am Schluss möglichst viele Punkte erreicht zu haben. Keine Partei darf jedoch am Ende der 10. Runde einen negativen Punktestand aufweisen, sonst haben alle verloren. Die Partei mit der höchsten Punktezahl hat gewonnen. Ziel ist es also, zu gewinnen.
Spielverlauf:
Das Spiel hat 10 Runden. Die vier Gruppen sitzen getrennt in ihren Gruppenräumen und beraten sich. Eine Runde besteht darin, dass die Gruppen sich für ROT oder BLAU entscheiden. Der Entscheid muss auf einen Zettel geschrieben werden. Der Spielleiter sammelt die Zettel ein, trägt die Entscheidungen und den neuen Spielstand in eine Auswertungstabelle ein und gibt allen Parteien die Entscheidungen und den neuen Spielstand bekannt. Danach beginnt die nächste Runde.
Die pro Runde erzielte Punktezahl wird wie folgt ermittelt:
| ROT-Tip | BLAU-Tip |
5 Rot | -4 |
|
4 Rot | – 2 | – 8 |
3 Rot | 0 | – 6 |
2 Rot | + 4 | – 4 |
1 Rot | + 6 | – 2 |
5 Blau |
| + 4 |
Nach der vierten Runde fragt der Spielleiter jede Gruppe, ob sie mit den anderen Gruppen verhandeln wolle. Die Besprechung findet nur dann statt, wenn alle fünf Gruppen dies ausdrücklich wünschen. Falls eine der Gruppen keine Besprechung wünscht, findet keine statt.
Nach der achten Runde gibt es eine zweite Chance, eine Konferenz einzuberufen. Wiederum geschieht dies nur dann, wenn alle Gruppen dies ausdrücklich wünschen.
Das Resultat der neunten zählt doppelt, das der zehnten Runde vierfach.
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Würden alle Parteien stets kooperieren, d.h. Blau spielen, dann hätte alle am Schluss ein positives, wenn auch punktegleiches Resultat. Niemand hätte gewonnen, niemand verloren. Spielt aber eine Partei nur ein einziges Mal Rot, steht sie besser da als die anderen. Da sich das die anderen Partei nicht bieten lassen wollen, kommt es im er mehr dazu, dass Rot gespielt wird.
In der Session wurden folgende Entscheide getroffen:
Leider mussten wir nach 6 Runden unterbrechen. Es kam auch nie zu einer Konferenz, in der die Gruppen hätten Absprachen treffen können (um sich danach nicht daran halten zu müssen). Insbesondere wären die letzten zwei Runden interessant, die doppelt und vierfach zählen.
Aus dem Spiel kann eine Menge über Verhaltensmuster in Projekten gelernt werden.
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Rot-Blau-Spieltabelle.JPG (image/jpeg)
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