Die kritische Betrachtung bzw. das Überdenken eigener Handlungen ermöglicht es erst, Verbesserung für die Zukunft abzuleiten. Reflexion ist die notwendige Voraussetzung, um implizites in explizites Wissen zu transformieren und durch diesen Prozess die Qualität der Lösungen und vor allem der Lösungsprozesse im Team zu verbessern (vgl. Raelin 2008, S. 83ff.). Um im agilen Umfeld eine Lernprozess zu aktiveren, muss der Fokus bewusst auf die Reflexion gelenkt und diese als zentraler Bestandteil in die agile Vorgehensweise integriert werden Durch die Reflexion vergangener und aktueller Erfahrungen wird neues, expizites Wissen und Erfahrung geschaffen, die das agile Team reifen lässt.
Die regelmäßige Reflexion ermöglicht es jedem Teammitglied, sich über die für sie wichtigsten Eindrücke, Erkenntnisse und Ergebnisse der letzten Iteration auszutauschen. Für die Integration von Gruppenreflexionen spricht, dass durch die verschiedenen Sichtweisen und Ziele der einzelnen Projekt-Mitglieder völlig neue Denkansätze gewonnen werden können. Die unterschiedlichen Reflexionspartner helfen bei der Erfassung und Lösung komplexer Situationen und bei der Analyse von Fehlern während der Umsetzung. Durch das aktive Hinterfragen und Auswerten des eigenen Lernprozesses erwirbt das Team langfristig eine hohe Selbstreflexionskompetenz, die Fähigkeit eigene Wissenslücken zu erkennen und den Willen, eigene blinde Flecken zu entdecken. Die Umsetzung einer Reflexion benötigt deshalb das Vertrauen, innerhalb eines Teams offen Feedback geben zu können.
Der Moderator dieser Sessions hat die Aufgabe, die Qualität und Tiefe des Lernprozesses durch tiefergehende Fragen weiter zu steigern.Hierzu ist es hilfreich, zunächst jeden Teilnehmer eine eigenständige Selbstreflexion durchführen zu lassen und die Ergebnisse als Einstieg in die Gruppenreflexion zu nutzen (vgl. Donnenberg 1999, S. 72 & Lazeron 1999, S. 130). In der Selbstreflexion wird das vorangegangene Handeln betrachtet und die daraus gewonnenen Eindrücke und Einsichten zeitnah zum tatsächlichen Handeln erfasst. Hierzu kann beispielsweise ein Lerntagebuch in Form eines Blogs sehr hilfreich sein. IN diesem Fall sollte allerdings jedes Teammitglied selbst entscheiden, ob er alle oder auch nur einzelne Einträge mit den anderen teilen will.