Annahmen
Die Zeiten werden schnelllebiger und das Umfeld von Unternehmen, die Kunden und die Märkte instabiler (vgl. Gary Hamel: Das Ende des Managements, S. 23ff.). Radikale Veränderungen betreffen ganze Branchen (Musik, Filmindustrie, etc.), nicht mehr nur einzelne Unternehmen. Obwohl es also nach wie vor wichtig ist effizient zu produzieren, wird es immer wichtiger flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Darum gewinnt die Innovation, das Management von Veränderung und damit letztlich das Projektmanagement zunehmend an Bedeutung und wird zum Schlüssel gelungener Innovation und zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit. Für viele Unternehmen ist es überlebenswichtig, Projekte erfolgreich durchzuführen.
Es gibt genügend Wissen, Standards und Lehrbücher zum Thema Projektmanagement, sowie Zertifizierung. Trotzdem sind Projekte nicht so erfolgreich wie sie sein könnten:
IT-Projekte sind tickende Zeitbomben. Sie zerstören in unschöner Regelmäßigkeit ganze Unternehmen (…) Jedes sechste Projekt sprengte das vorgegebene Budget um durchschnittlich 200 Prozent – und zwar inflationsbereinigt. Der geplante Zeitrahmen wurde in diesen Fällen im Mittel um 70 Prozent überschritten.
– Quelle: CIO 11.10.2011 aus einer Studie von Oxford und McKinsey. http://www.cio.de/projektmanagement/machen/2287797/index2.html
Wir haben also kein Wissensdefizit, sondern ein Umsetzungsproblem.
Der Kern
Projektmanagement ist vorrangig eine anspruchsvolle Führungsaufgabe. Der Erfolg eines Projekts hängt entscheidend von Führungsfähigkeit ab. Da niemand als Projektmanager geboren wird, sondern meist als Experte, Informatiker, Bauingenieur, Architekt, etc. seine berufliche Laufbahn beginnt, steht im Zentrum von Projektcoaching die folgende Frage:
Wie wird aus einer Fachkraft ein erstklassiger Projektmanager?
Die meisten von uns haben genau diesen Weg beschritten: erstklassige fachliche und technische Arbeit führt nach und nach zur Übernahme von Management-Positionen, als Teilprojektleiter, technischer Projektleiter, Projektleiter, Abteilungsleiter, Bereichsleiter, usw. Jedoch findet dieser Übergang von der Fachkraft zum Manager (und dazu zählen wir auch schon die Projektleitung) fast immer schleichend und unkoordiniert statt. Das soll Projektcoaching ändern.
Ein Projekt zu leiten ist oft die erste Führungsaufgabe der Laufbahn. Gestern Arbeit im System, heute Arbeit am System. Der Übergang ins Projektmanagement erfordert völlig andere Fertigkeiten als die bisherige Arbeit als Fachkraft. Bisher nützliche Glaubenssätze werden plötzlich untauglich. Sicherheit, Erfahrung und Status als Fachkraft werden aufgegeben und müssen für die Führungsaufgabe als Projektmanager erst wieder erworben werden. Eine sehr schwierige persönliche Entwicklung. Projektcoaching hilft dabei, die Herausforderungen der neuen und ungewohnten Führungsaufgabe zu bewältigen und in die neue Rolle hineinzuwachsen.
Der Ansatz
Eine Grundlagenausbildung, z.B. einem IPMA Level D, ist eine gute Basis für die Übernahme erster Projekte, aber noch lange kein Garant für erfolgreiche Projekte (vgl. auch die Diskussion über Sinn und Unsinn von Zertifikaten). Wie jeder andere Beruf auch muss Projektmanagement eingeübt werden. Nicht in nachgestellten Situationen in der Ausbildung, sondern im realen Projekt, denn nur dort komme es darauf an. Damit dabei auch der gewünschte Lernerfolg eintritt, braucht es Feedback, Zeit zum Reflektieren und Impulse für alternative Sicht- und Handlungsweisen. Genau dafür sorgt ein Projektcoach.
Sage es mir, und ich vergesse es; zeige es mir, und ich erinnere mich; lass es mich tun, und ich behalte es.
– Konfuzius
Projektcoaching meint also das Begleiten von Menschen im Projekt, insbesondere solche mit Führungsaufgaben. Der Projektcoach ist Vorbild, Sparringspartner, Feedbackgeber, sorgt für Zeit zum Reflektieren, berät und unterstützt bei Engpässen und Problemen. Die Intensität des Projektcoachings hängt stark von Person und Situation ab. Das Spektrum reicht von ständiger Begleitung in sehr fordernden und wichtigen Phasen (beispielsweise zu Projektstart oder in Projektkrisen) bis hin zu einzelnen Coachingstunden im Abstand von mehreren Wochen. Das Ziel ist immer das gleiche: die Befähigung von Menschen Projekte gut zu führen.
Projektcoaching hat automatisch risikominimierende Effekte. Wenn noch unerfahrene Projektleiter erste eigenen Erfahrungen machen sollen, muss Neues ausprobiert und eingeübt werden. Fehler passieren dabei und müssen auch erlaubt sein. Die Frage ist nur wie schnell diese Fehler erkannt und abgestellt werden. Durch gezieltes Feedback und ein gemeinsames Reflektieren geschieht das mit einem Projektcoach sehr viel früher und einfacher
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- Überblicksartikel zum Thema Projektcoaching von Marcus Raitner aus dem Teile dieser Seite entnommen wurden.
- Vielteilige Serie zu Situationen im Projektcoaching im Blog von Marcus Raitner (verlinkt ist der letzte Artikel)