Definition

Als "Risiko" wird die Auswirkung von Ungewissheit auf die angestrebten Ziele definiert (ISO 31000). Hierbei wird unter "Auswirkung" eine Abweichung von der ursprünglichen Erwartung , sei es positiv oder negativ, verstanden. Ein Risiko wird in der Regel durch ein oder mehrere Ereignisse, ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und deren Konsequenzen beschrieben.

Als Gefahr werden mögliche Risiken mit negativen Auswirkungen auf das Projekt bezeichnet.

Als Chance werden mögliche Risiken mit positiven Auswirkungen auf das Projekt bezeichnet.

Bei Risiken unterscheidet man gerne zwischen „bekannten Unwägbarkeiten“ („known  unknowns“) und „unbekannten Unwägbarkeiten“ („unknown unknowns“):

  • „bekannte Unwägbarkeiten bzw. Risiken“ können mit den Methoden und Werkzeugen des Risikomanagements behandelt werden.
  • „unbekannte Unwägbarkeiten bzw. Risiken“ können finanziell abgeschätzt und als Risikoreserve („contingency reserve“) in das Projektbudget aufgenommen werden.

Das Kompetenzprofil für Risikomanagement bezieht sich auf Methoden, Werkzeugen, Techniken und Theorien, um Risiken zu identifizieren, hinsichtlich ihrer Auswirkung zu bewerten sowie die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkungen von Gefahren zu reduzieren und von Chancen zu erhöhen.Ob klassisch oder agil sollten neben den zwei gängigen Kategorien Known Unknowns (Contingency Reserve) und Unknown Unknowns (Management Reserve) auch Known Knowns und Unknown Knowns nicht ausser acht gelassen werden.

In der Literatur wird Risikomanagement oft "Risiko- und Chancenmanagement" genannt, was dazu führt, dass mit Risiko leider nur "Gefahr" verstanden wird. Richtig ist "Gefahren- und Chancenmanagement". Bei der Durchführung einer SWOT-Analyse befassen wir uns ja u.a. mit O sowie T und nicht mit O und R.  

PMI im PMBOK 5th Edition, Prince 2, IPMA/GPM schlagen vor, dass die Projektorganisation beide Aspekte berücksichtigen müssen.

In Projektorganisationen, in denen die Projektmanagementaufgaben auf die Schulter von Product Owner, operativen Teams (Scrum Development Team, Sprint Team) und Scrum Master verteilt werden, sind alle drei Parteien für das Risikomanagement verantwortlich. Auch in klassisch aufgestellten Projektorganisationen sollte das Risikomanagement nicht ausschließlich die Aufgabe vom Projektmanager sein. Der Umgang mit den Risiken geht jeden Projektbeteiligten im Kontext mit seinen Aufgaben an. In der Praxis zeigen die Finger meistens nur auf den Projektmanager.

Beschreibung von Risiken

In folgenden Inhalte und Aspekte bieten eine Struktur für die Beschreibung von möglichen Risiken und Chancen, deren Analyseergebnisse und Risiko-Bewältigungs-Strategie.

Beschreibung

  • Risikobehauptung
    als Aussage bestehend aus Risikobereich, Ursache und Auswirkung
    wie z.B: „Es besteht die Gefahr, dass die Schulungen auf Grund von Trainermangel nicht rechtzeitig abgeschlossen werden.“
  • Kernursache / Urgrund
  • Auswirkungen

Analyseergebnisse

  • Projektbeeinflussung
    Zeit, Kosten, Inhalt, Qualität, usw.
  • Eintrittswahrscheinlichkeit
  • Schwere der Auswirkungen
  • Erstes Anzeigen des Auftretens

Bewertung und Strategie

  • Risikobewertung
    wie z.B.: stark, mittel, schwach
  • Risiko-Bewältigungs-Strategie
  • Sekundäres Risiko
    ein Risiko, dass die Risiko-Bewältigungs-Strategie mit sich bringt
  • Restrisiko
    ein Risikobereich, der durch die Risiko-Bewältigungs-Strategie nicht abgedeckt ist
  • Risikoverantwortlicher
  • Risikostatus

Beiträge auf openPM

 

Comments:

Ich frage mich ob wir Gefahren und Chancen hier in einem gemeinem Wissensgebiet darstellen wollen

  • wie bei PMBOK als "positive and negative events" unter Risikomanagement
  • wie bei PRINCE2 als "threat or opportunity" unter "Management of Risks (M_o_R)"
  • oder bei der ICB als Kapitel "Risk and Opportunity"

oder ob wir hier zwei Wissensgebiete, eins für Gefahren/Risiken und eins für Chancen aufmachen wollen? Wie seht Ihr das?

Ich habe mich mit meinem PMI Hintergrund an ein Wissensgebiet und Risiko als Synonym für "Gefahren und Chancen" gewöhnt (anderes als im ursprünglichen, griechischen Sinne als einseitiges Synonym für Klippe/Gefahr").

Posted by tobiaspmp at 19. Mai 2012 12:21

Ich bin für ein kombiniertes „Wissensgebiet“. Risiken und Chancen gehören für mich zusammen. Wie sehen andere das?

Posted by mraitner at 20. Mai 2012 08:46

Ich bin auch dafür, die beiden Themen bewusst NICHT zu trennen. Risikomanagement leidet heute häufig darunter, dass es zu einer Alibi-Funktion und Fingerpointing benutzt wird. Die Berücksichtigung von Chancen erleichtert da schon eher einen Kulturwandel.

Posted by bschloss at 20. Mai 2012 21:19

Wenn dann hier soweit erst mal Einigkeit besteht, was mich freut,würde ich hier den Hinweis auf den Ursprung des Wortes Risiko als Gefahr der Klarheit zu liebe weglassen und etwas in der Art schreiben wie:

Als Risiko werden Chancen und Gefahren für das Projekt bezeichnet, von denen noch nicht klar ist ob und in welchem Maße diese eintreten werden.

Man unterscheidet bei Risiken gerne zwischen „bekannten Unwägbarkeiten“ („known  unknowns“) und „unbekannten Unwägbarkeiten“ („unknown unknowns“).

„bekannte Unwägbarkeiten bzw. Risiken“ können mit den Methoden und Werkzeugen des Risikomanagements behandelt werden.

„unbekannte Unwägbarkeiten bzw. Risiken“ können finanziell abgeschätzt und als Risikoreserve („contingency reserve“) in das Projektbudget aufgenommen werden.

Wenn Ihr damit Einverstanden seit, würde ich das so im obigen Text ersetzen.

Posted by tobiaspmp at 23. Mai 2012 00:35

Hallo Tobias,

also die Chancen auch als Risiken zu bezeichnen geht mir zu weit. Ich würde Chancen, wie bisher auch im Artikel  ausweisen, aber sie nicht gleich unter den Risiken subsumieren.

Die weiteren Ergänzungen finde ich gut.

Nachdem wir ein Wiki sind, "darfst" du gerne solche Änerungen auch ohne vorherige Diskussion direkt einarbeiten. Wenn einem von uns das nicht passt, dann muss er sich mit deinem Text auseinandersetzen und ihn überarbeiten. (Zwinkern)

Gruß

Bernhard

Posted by bschloss at 23. Mai 2012 07:35

Hallo Bernhard,

ich hab meine Anmerkungen im Artikel ergänzt.

Wenn wir Chancen nicht unter Risiken subsumieren müssten wir konsequenter weise überall wo jetzt auf openPM "Risikomanagement" steht von "Risiko - und Chancenmanagement" schreiben.

Ich halte das für unhandlich und auch die Standards PMBOK und Prince2 machen es sich leicht und nennen das Kapitel wie bisher "Risikomanagement" und subsumieren Gefahren und Chancen. Liegt ja auch ein bisschen daran, dass das Chancenmanagement noch nicht so verbreitet ist. Chancen zu betonen hat ja noch stark "erzieherische" Aspekte (Zwinkern)

Vorschlag: Risiko ist Gefahr und Chance ist Chance und beides läuft unter dem gemeinsamen Wissensgebiet "Risikomanagement". Ist strukturell nicht ganz konsequent aber eben historisch gewachsen.

Viele Grüße

Tobias

 

Posted by tobiaspmp at 29. Mai 2012 21:41